Janosch Boerckel
79km6h20min274hm
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Im Tunnelbild wird Zeit in ihrem Verhältnis zum Raum mithilfe einer Perspektivierung aufgehoben, an deren Fluchtpunkt ein gleißendes Licht den Blick zurückwirft und die Konturen verschwimmen lässt. Die Konstruktion und Verortung des Körpers im Raum verliert ihre Axiomatik, löst sich auf.
Prof. Dr. Martin Roman Deppner, 2016
Eyes in Motion
Zeit, mit ihren unterschiedlichen und gleichzeitig vorhandenen Konzepten und ihrer Abläufe, soll als gestalterisches Potential entdeckt und in die eigenen Fragen und Lösungen einbezogen werden. Gestik, Dynamik und Struktur als intrinsische Zeit der Gestaltung erst zu nehmen ist das Ziel und nicht das Setzen auf die vermeintliche timelessness der Entwürfe. Lange Zeit verstanden als etwas gleichmäßig Fließendes, gerät in ein physikalisches Beziehungsgefüge und gewinnt plastische, formbare Dimensionen. Die auch für Kunst und Gestaltung weiterführende Entdeckung von Realität aufgrund von Beobachtungen, die sich different zu Raum und Zeit bewegen, war dafür ausschlaggebend.Im Erwandern der vielgestaltigen Architektur der Stadt Rotterdam, im Ausloten ihrer orstsspezifischen Gegebenheiten als Gebiet des größten Hafens Europas, als Lebensraum der überbauten Wunden sowie im Erforschen der Museen und Archive der Stadt zeichnete sich eine Alternative Formation von Beobachtungen ab, die von Bescheidenheit Zeugnis ablegen.Die Blicke werden zu vielusuellen Randnotizen, die sich geläufigen Eindrücken großstädtischer Unruhe entziehen, und die in dem Kontrast zwischen einem Stadtbild des 21. Jahrhunderts und dem Einräumen von Vereinbarkeit und gestalterischer Muse an Aufmerksamkeit gewinnen.Zu erleben sind Einblicke, die die Fragen nach dem Westen der Welt mit den Möglichkeiten medialer Formen zu konfrontieren Es sind Einschnitte in die Zeit, der bewegten Bilder –mittels Dehnen und Fokussieren, mittels Spiegelung und Dynamik, mittels Licht und Farbe –die sich als elastisch und nicht als gleichförmiger Ablauf erweisen. Mit diesen Merkmalen der Video-Kunst operiert auch die Fotografie, wenn sie sich als Zeitkapsel versteht, die mit anderen Bildern gespeicherter Zeit in Beziehung tritt.
Die Videoprojektionen und Fotosequenzen der Ausstellung »Eyes in Motion« werden zu Sehpunkten, die sich auf den Ort konzentrieren und die damit die physikalische Konstellation von Raum und Zeit in eine ortsspezifische Ausrichtung versetzten. Diepositionierten Sachverhalte überschreiten auf diese Weise die Abgrenzungen der fokussierenden Bilder. Die Abgrenzung zum angrenzenden Raum wird ebenso aufgehoben wie der Abbildcharakter, indem auf Strukturzusammenhänge des erlebten Ortes wie auf jene der eingesetzten Medien verwiesen wird.Die Zurückhaltung unserer Blicke antworten der Einladung durch eine Kultur, die nah und doch fern ist, die uns mit ihrergestalterischen Beeindrucken zugleich mit Bescheidenheit entgegenkam und eine distanzierte Betrachtung abverlangte. Nicht zuletzt dieses ungewohnte Gegenüber von Präsenz und Unaufdringlichkeit konnte eine Präzision für so nicht gekannte Formen des Lebens in gebauter Raum-Zeit bewirken.
Text: Prof. Dr. Martin Roman Deppner
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